Mein Leben als Pferdemädchen

Ich kann von mir behaupten, was sicher nicht sehr viele Leute über sich sagen können. Ich liebe mein Leben genau so wie es ist und auch meine Familie. Ich könnte mir gar nichts schöneres vorstellen. Es gibt wirklich nichts, was ich mir anders wünsche. Meinem Vater, Rolf Herzog, gehört das Gestüt Herzoghof in Bayern. Wir züchten Pferde, geben Reitunterricht und haben auch Ferienzimmer für Gäste, die Reiterferien machen wollen. Die Gäste fallen in den Zuständigkeitsbereich meiner Mutter Andrea. Sie kümmert sich um die Buchungen der Zimmer, sogt dafür, dass immer alles ordentlich und gemütlich ist und fühlt sich auch für das leibliche Wohl der Gäste verantwortlich. Mama ist eine begnadete Köchin und eine noch bessere Bäckerin. Was bei ihr täglich auf den Tisch kommt, mjam, mjam. Und es gibt keinen Tag, an dem bei uns kein frischer Kuchen im Haus ist. Da ist Mama in ihrem Element. Und dann ist da noch mein großer Bruder Martin, der grad 18 geworden ist. Martin ist der Beste! Wir sind von Kindes Beinen an ein Herz und eine Seele. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir uns jemals ernsthaft gestritten hätten. Klar kommen auch bei uns geschwisterliche Kabbeleien und Neckereien vor und das nicht zu knapp! Noch heute droht mir Martin regelmäßig eine Tracht Prügel an, wenn ich ihn zu sehr geärgert haben. Aber ich weiß, dass er das nicht ernst meint und er weiß, dass ich ihn respektiere, auch wenn ich, zugegebener Maßen, mitunter doch reichlich frech zu ihm bin. Jetzt hätte ich doch fast vergessen, mich selbst vorzustellen. Ich bin 15 Jahre alt und heiße Esther. Mein Leben habe ich den Pferden verschrieben und meinen Bergen. Nein, ich brauche keinen Urlaub zu machen, egal wie schön es anderswo auf der Welt sein mag. Hier bei uns ist’s allemal am schönsten. Das unvergleichliche Bergpanorama, die sattgrünen Wälder und Wiesen, die kristallklaren Seen und überall am Wegesrand leise vor sich hinmurmelnde oder auch laut rauschende Bäche, das alles untermalt von friedlichem Kuhglockengeläut, wo gibt es das sonst. Fremde, exotische Länder schaue ich mir lieber im Fernsehen an, das reicht mir vollkommen und ist wesentlich billiger, als tatsächlich überall hin zu reisen.

Auch die Clique meiner Freundinnen trägt zur Vollkommenheit meines Lebens bei. Brigitte, Erika, Annick und ich sind aus dem selben Holz geschnitzt. Wir sind alle 15 und pferdeverrückt, so lange wir denken können, haben auch jede ein eigenes Pferd. Brigitte ihr Schimmelpony Schneeflocke, Erika ihren Haflinger Saturn, Annick ihre Grauschimmelstute Misty Morning und ich habe seit Kurzem meinen schwarzen Hengst Schiba-bigk. Sein Name ist indianisch und bedeutet so viel wie Eisenherz. Ich habe diesen Namen aus meinen geliebten Karl May Büchern entnommen. Mit Schiba-bigk hat Papa mir den Traum schlechthin erfüllt. Seine Urahnen sind noch echte arabische Wüstenpferde, auch einige berühmte Rennpferde sind darunter. Er kam zu uns, als er grad ein halbes Jahr alt war. Zwischen diesem Pferd und mir war es Liebe auf den ersten Blick. Ich habe ihn von Anfang an betreut, habe ihn an Sattel und Zaumzeug und aufgrund meines geringen Gewichts auch an einen Reiter auf seinem Rücken gewöhnt. Inzwischen ist Schiba-bigk 4 Jahre alt und auf dem besten Weg, ein Klassepferd zu werden. Da er niemandem so sehr vertraut wie mir und nicht mal unter meinem Vater so gut geht wie unter mir hat Papa ihn mir zum 15. Geburtstag geschenkt. Schiba-bigk ist das vollkommenste Pferd, das ich kenne, mit Worten kann man ihm kaum gerecht werden. Aber ich wollte noch ausführlich von meinen Freundinnen berichten.

Unsere Freundschaft war gewissermaßen vorprogrammiert. Unsere Väter haben beruflich miteinander zu tun, woraus sich eine langjährige, bewährte Freundschaft entwickelt hat. Erikas Vater ist Dr. med. vet. Gottfried Adler, der Tierarzt, der schon seit Jahr und Tag unsere Pferde betreut. Brigittes Vater ist Sattler und ein wahrer Künstler in seinem Fach. Nicht zuletzt Annicks Vater, unser Hufschmied. Somit haben auch wir Mädchen uns von Kindheit an bei unzähligen Gelegenheiten getroffen. Die gemeinsame Liebe zum Pferd schweißte uns im Lauf der Jahre zu einem unzertrennlichen Quartett zusammen. Nicht nur im Stall treten wir als Quartett auf, wir haben auch das Glück, die gleiche Schule zu besuchen, in einer Klasse zu sein. Somit trifft man kaum eine von uns jemals ohne die anderen an.

Seit einiger Zeit hat sich bei uns zusätzlich zu unserer Leidenschaft für Pferde noch ein neues Interesse bei uns eingeschlichen. Wir fangen an, uns für Jungs zu interessieren. Ich war die Erste, die es erwischt hat. Papa hatte einen neuen Reitlehrer eingestellt, der mit Frau und Sohn bei uns auf dem Gestüt wohnt. Und als ich Ralf zum ersten Mal gesehen habe, Mann, was wurden mir da die Knie weich. So ein Gefühl kannte ich noch gar nicht. Der einzige Junge, zu dem ich bisher ein inniges, herzliches Verhältnis hatte, war mein Bruder Martin. Als Kind habe ich lange Zeit gesagt, ich heirate später sowieso Martin, ich brauche nie einen anderen Mann. Nun, ich wurde erwachsener und damit wurde mir auch klar, dass sowohl das Gesetz als auch ethisch-moralische Grundsätze eine Ehe mit meinem Bruder verbieten. Irgend welche anderen Jungen wurden für mich deshalb trotzdem nicht interessant. Nicht nur im Stall, auch im Judoverein, in dem unsere gesamte Familie aktiv ist, bin ich ja mit genügend Jungens zusammen gekommen. Bei Ralf hat es mich dann voll erwischt! Nicht nur, dass er ein As im Sattel ist, er sieht auch hinreißend aus. Blonde Haare, die ihm in die Augen hängen, Augen, deren Farbe ein undefinierbare Mischung aus braun, grün, grau und blau ist. Und mit diesen Augen kann er einen so unglaublich lieb ansehen. Und dieses Lächeln! 17 Jahre ist er und das passt doch perfekt. Martin und Ralf haben sich schon mal angefreundet und mich scheint er zumindest zu mögen. Noch sind wir kein Paar, aber...

Mit Ralf wurde das männliche Geschlecht dann zum Thema in unserer Clique. Auf einem unserer täglichen Ausritte haben wir uns darüber unterhalten. Ich habe von Ralf geschwärmt, wir haben Pläne ausgearbeitet und wieder verworfen, wie ich es anstellen soll, mit ihm zusammen zu kommen. Tja, und dann fingen auch die anderen an zu erzählen, auf wen sie ein Auge geworfen haben. Brigitte machte den Anfang.

„Wisst ihr, wen ich so richtig süß finde? Jörg!“ Jörg ist der Maler, der zur Zeit bei uns sämtliche Boxen frisch streicht. Er ist 19 und kommt aus Sachsen. Dass Jörg und Brigitte sich neulich eine ganze Zeit unterhalten hatten, war uns nicht entgangen. Jetzt berichtet Brigitte: „Sein sächsischer Dialekt ist total süß. Ich hab zwar manchmal Schwierigkeiten, ihn zu verstehen, aber er umgekehrt auch. Und er ist nicht so albern und kindisch wie viele andere in seinem Alter immer noch sind.“

„Dafür versteht er nichts von Pferden“, wandte Annick ein.

„Kommt es denn wirklich nur darauf an? Natürlich würde ich mir nie einen Freund suchen, der schon die Nase rümpft, weil ich nach Stall rieche. Aber er muss ja nicht unbedingt ein Profi im Sattel sein, wenn er nur nett ist.“

Erika meldete sich zu Wort: „Ich meine, wir spielen doch momentan eh nur mit dem Gedanken, was wäre wenn. Noch haben wir doch alle keinen festen Freund. Und den einen oder anderen Jungen süß finden darf man doch wohl.“

„Erika!“, rief Brigitte, „jetzt bist du dran! Na los, wer ist dein Favorit?“

Erika schwieg lange Zeit, wurde sogar rot, bis sie schließlich leise und verlegen heraus brachte: „Paul.“

„Paul!“, riefen wir ungläubig wie aus einem Munde. Paul war so was wie unser erklärter Feind. Sein Vater ist ein hohes Tier bei der Bundeswehr. Ja, wir haben auch eine Kaserne bei uns in der Gegend. Ebenfalls Pauls Vater gehört das Pferd, welches bei uns untergestellt ist. Da der Herr Oberst jedoch nur wenig Zeit für sein Pferd hat, treibt sich Sohnemann öfter als uns lieb ist im Stall herum. Mich konnte Paul von uns vieren offensichtlich am wenigsten leiden, deshalb stieß ich hervor: „Ausgerechnet der Blödmann!“

Brigitte schloss sich meiner Meinung an: „Also ehrlich! Was hast du denn für einen Geschmack? Der kann ja noch nicht mal richtig reiten! Schau dir doch an, wie der im Sattel hängt! Hat überhaupt kein Gefühl für’s Pferd und für sonst auch nichts. Und er sieht noch nicht mal gut aus!“

Annick sagte gar nichts, tat aber so, als ob sie kotzen müsste. Erika war noch roter im Gesicht geworden, wagte kaum, uns anzusehen. Mit geradezu kläglichem Trotz sagte sie dann zu mir: „Dafür ist Paul mit deinem Ralf befreundet. Die beiden sind schon öfter zusammen ausgeritten.“

„Wahrscheinlich reitet Ralf nur deshalb mit so einem aus, weil zu befürchten ist, dass das Pferd sonst nicht heil wieder nach Hause kommt. Um Paul wär’s ja egal.“

Erika zügelte ihren Saturn, sah so aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen: „Ihr seid gemein! Seid doch wenigsten ehrlich! Ihr habt euch alle nie die Mühe gemacht, Paul wirklich kennen zu lernen! Ich selbst hab ja zu Anfang noch mit über ihn hergezogen. Neulich haben wir uns in Ort getroffen und er war auf einmal richtig nett, hat mich sogar auf ein Eis eingeladen. Und was das „gut aussehen“ betrifft, wer würde mich denn schön finden? Rote Haare, Sommersprossen! Ich sehe doch auch abstoßend aus!“

„Abstoßend!?!“ Uns klappte der Unterkiefer runter. Das Erika Komplexe wegen ihre Aussehens hatte. Uns hatten weder die roten Haare noch die Sommersprossen je gestört. Manche hatten sie deshalb freilich als Hexe verspottet, dies jedoch schnell bleiben lassen, weil sie es dann mit uns allen zu tun kriegten.

„Wenn dir meine struppigen, schwarzen Haare lieber sind, können wir gern tauschen“, meinte Annick.

„Oder du kriegst meine dünnen, blonden Fransen“, versuchte ich sie aufzuheitern.

Wir waren auf einmal richtig betroffen, nicht nur wegen Erika sondern auch wegen Paul. Hatte sie am Ende recht? Hatten wir Paul wirklich nur verurteilt, weil es uns grad so in den Kram passte und nicht weil er wirklich ein schlechter Kerl war? Was hatte er uns denn konkret getan? Dass er kein besonders begabter Reiter war, war für sich genommen kein Grund, ihn zu verurteilen. Von der Sorte gab es viele, bei denen wir uns immer fragten, warum um alles in der Welt sie ausgerechnet reiten mussten, wenn es ihnen so offensichtlich nicht lag. Dass er uns gegenüber nicht sonderlich freundlich war konnte man ihm kaum verübeln. Schließlich waren wir ja auch nie nett zu ihm gewesen.

„Hey, wir sind Freundinnen und haben immer zueinander gehalten. Wir werden uns doch nicht von Männergeschichten auseinanderbringen lassen“, versuchte ich die Situation zu retten. „Wenn Erika Paul gern hat, dann sollten wir uns damit abfinden und vielleicht einfach mal versuchen, netter zu Paul zu sein.“

„Einverstanden!“, riefen Brigitte und Annick. Jetzt waren natürlich alle neugierig auf Annicks heimlichen Schwarm.

„Also gut“, gestand sie schließlich, „mir gefällt der Wachmann von TecnoTronic.“

Wir wussten sofort, wen sie meinte. Auch wenn wir nur eine kleine Gemeinde sind so haben wir doch unser Industriegebiet. Und dort befindet sich die Firma TecnoTronic. Die stellen hochmoderne Hightech-Geräte her, mit denen Otto Normalverbraucher sowieso nicht umgehen kann. Wir kamen täglich auf dem Schulweg daran vorbei. Und in dem kleinen Häuschen an der Einfahrt saß er. Der Mann, der dafür verantwortlich war, dass niemand unbefugt das Firmengelände betrat. Wir grüßen uns immer im vorübergehen. Und in den hatte sich also Annick verguckt.

„Süß ist der wirklich, aber wie willst du ihn kennen lernen? Der sitzt doch tagein, tagaus nur in seinem Glaskabäuschen. Du kennst nicht mal seinen Namen. Willst du dich als Besucherin in der Firma anmelden?“, fragte Brigitte.

„Was den Namen betrifft, ich hab mal mitgekriegt, wie in jemand mit Pep angeredet hat.“, erwiderte Annick.

„Pep? Das ist bestimmt nur ein Spitzname. Vielleicht die Kurzform von Pepe?“

„Wie Pepe, der Paukerschreck?“

Wir mussten herzlich lachen. Nur ich war ein wenig enttäuscht, konnte die Frage nicht zurück halten: „Warum interessiert sich eigentlich keine von euch für Martin? Der ist doch nun wirklich ein Schatz. Und ich fänd’s toll, wenn eine meiner besten Freundinnen mit meinem Bruder zusammen käme.“

Brigitte übernahm die Antwort für alle: „Klar ist Martin ein Schatz, daran gibt es keinen Zweifel. Aber, wir alle sind ja gewissermaßen zusammen groß geworden, fast wie Schwestern. Und somit ist Martin für uns alle auch eher wie ein Bruder. Mit ihm auf einmal was anzufangen wäre irgendwie...komisch.“

Hm, so hatte ich das noch gar nicht betrachtet. Freilich waren wir 4 wie Schwestern, aber dass auch die anderen Martin als Bruder empfanden? Während wir gemächlich weiter dahin ritten begannen wir Pläne zu schmieden, wie wir uns gegenseitig unterstützen könnten, unsere Männer zu gewinnen.

„Wir sollten eine Party auf unserem Hof organisieren und einfach alle dazu einladen“, schlug ich vor.

„Mit Ralf, Jörg und Paul ist das ja kein Problem“, meinte Erika, „die kennen wir persönlich und können sie auch direkt einladen. Aber mit Annicks Wachmann Pep wird das schon schwieriger. Wie kriegen wir den?“

„Wir gehen vorbei, wie jeden Tag. Nur dass wir eben dieses Mal nicht vorbei gehen, sondern zu seinen Wärterhäuschen hingehen. Und dann erzählen wir ihm ganz einfach von unserer Party und dass wir ihn, unseren quasi guten alten Bekannten, gern dabei hätten.“

„Ist das nicht zu aufdringlich?“

„Mehr als nein sagen kann er nicht. Und wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“

So redeten wir hin und her. Die Party als solche würde kein Problem werden. Meine Eltern waren stets aufgeschlossen und gastfreundlich. Nicht zuletzt würde Mama sich freuen, ihre Kochkünste vorführen zu können. Zurück auf unserem Gestüt versorgten wir zuerst die Pferde wie es sich gehört, brachten sie auf die Weide, danach suchten wir Mama auf, weihten sie in unseren Plan ein.

„Und wie viele Leute werden es sein?“, fragte Mama.

„Wir 4 mal auf jeden Fall, dann unsere 4 Männer und vielleicht noch ein paar Leute zur Tarnung, damit es nicht zu offensichtlich ist, was wir vorhaben.“

Mama hatte dann die perfekte Idee: „Wir veranstalten einfach einen Grillabend mit unseren Feriengästen. Das ist doch die perfekte Tarnung für euer Vorhaben. Sagen wir, in einer Woche?“

Ich sag’s ja, Mama ist die Größte! Und wir Mädchen luden im Lauf der Woche unsere Auserwählten ein. Sogar mit dem Wachmann von TecnoTronic wurde es leichter als gedacht. Gleich am nächsten Schultag nahmen wir all unseren Mut zusammen, steuerten auf das Glaskabäuschen zu. Als ersten erfuhren wir endlich seinen Namen. P. Steinbach stand auf seinem Namensschild. Und P. Steinbach war von unserer Einladung offensichtlich angenehm überrascht.

Dann kam unser großer Abend. Die ersten Gäste waren natürlich unsere Feriengäste und Ralf, der ja auch mit auf dem Gestüt wohnt. Jörg, Paul und P. Steinbach trudelten immerhin pünktlich ein. Dass Annicks Schatz mit Vornamen Peter hieß und 21 Jahre alt war, erfuhren wir ziemlich bald an diesem Abend. Es schien, als hätten all meine Freundinnen Glück mit ihren Jungs. Erika saß, immer noch verlegen und mit roten Wangen, neben Paul. Brigitte und Jörg lachten und kicherten ununterbrochen. Annick und Peter unterhielten sich angeregt. Nur ich stand noch allein und verloren herum, denn mein Ralf beachtete mich zunächst gar nicht. Er hatte anscheinend höchst wichtige Dinge mit Martin zu besprechen. In Gedanken flehte ich meinen Bruder an, zusammen mit Ralf zu mir rüber zu kommen. Nein, ich bilde mir das nicht nur ein, dass Telepathie zwischen uns funktioniert. Schon oft hat Martin genau das ausgesprochen, was ich grad gedacht habe und umgekehrt auch. Auch diesmal schien es zu funktionieren. Martin wandte den Kopf zu mir, fing meinen flehenden Blick auf und kam im nächsten Moment mit Ralf auf mich zu. Kaum waren die beiden bei mir sagte Martin taktvoll: „Ich hole mir grad was vom Grill. Soll ich euch was mitbringen?“

Wir äußerten unsere Wünsche, dann waren Ralf und ich allein miteinander.

„Nette Idee, so ein Grillabend“, ergriff zuerst Ralf das Wort. Ich weiß selbst nicht, was da in mich gefahren war, aber ich erzählte Ralf ganz einfach, aus welchem Grund wir diesen Abend arrangiert haben.

„Also, wie war das gleich?“, fragte Ralf. „Erika und Paul, Brigitte und Jörg, Annick und Peter und auf wen hast du es abgesehen? Ist es einer von euren Urlaubern?“

„Ist dir das wirklich nicht klar? Du bist es! Dich liebe ich! Und zwar vom ersten Augenblick an, wo ich dich gesehen habe.“

Seine Reaktion darauf hat mich fast umgehauen. Er nahm mich nämlich ganz fest in den Arm und hat mich geküsst. Aber wie! Da tanzten die Schmetterlinge im Bauch wie verrückt!

Wir vier Freundinnen haben es also geschafft. Jede von uns hat ihren ersten, festen Freund. Das Quartett hat sich somit verdoppelt. Und überhaupt, habe ich schon erwähnt, dass ich mein Leben perfekt finde, genau so wie es ist?