Meine allererste Veröffentlichung

Es mag meine Leser(-innen) verwundern, von mir einmal etwas ganz anderes als meine üblichen Erzählungen serviert zu bekommen. Nun verhält es sich so, dass bereits lange, bevor ich daran dachte, ein Buch heraus zu bringen, etwas von mir veröffentlicht wurde. Dies war ein Leserbrief im Mindener Tageblatt, in welchem ich zu einem Artikel über den Rot-grünen Streit um den Truppenabbau bei der Bundeswehr Stellung bezogen hatte. Das war im Oktober 1998. Im Januar 1999 bekam ich wiederum von einem Leserbrief-Leser – nennen wir ihn Karl Wernersen – ein Antwortschreiben, welches mich sehr verärgert hat. Herr Wernersen, offensichtlich sehr ignorant und schlecht informiert, ja beleidigend, schrieb so in dem Stil: Soldaten sind Mörder! (Tucholsky) Und man müsste den Killern in der olivgrünen Reizwäsche nicht ihren Arbeitsplatz erhalten. Ferner war er davon überzeugt, dass tatsächlich 1 Mio. Arbeitsplätze bei der Automobilindustrie wegfallen würden, würde man in Deutschland ein generelles Tempolimit einführen.

Nun, ich versuchte, in einem Antwortschreiben an Herrn Wernersen seine komischen Ansichten richtig zu stellen. Jedoch schickte er mir dieses regelmäßig „Annahme verweigert“ wieder zurück. Es gibt einfach Dinge, die wurmen einen nach Jahren noch, da kommt man schwer drüber hinweg. Und diese Angelegenheit zählt für mich eindeutig dazu. Sicher ist es unwahrscheinlich, dass ausgerechnet Karl Wernersen dies jemals lesen wird, aber es ist mir ein Bedürfnis, sowohl meinen Leserbrief als auch meinen Brief an Herrn Wernersen (noch) einmal öffentlich zu machen.

Mein Leserbrief

Zu dem Artikel „Rot-grüner Streit um die Bundeswehr“ im MT vom 13. Oktober 1998 kann ich nur eines sagen: Würde sich die SPD tatsächlich auf den Truppenabbau einlassen, wären sie die krassesten Lügner, die mir je untergekommen sind. „Es gibt viele schöne Plätze in Deutschland. Die schönsten sind die Arbeitsplätze.“ So stand es auf einem Wahlplakat zu lesen. Und was ist mit den Arbeitsplätzen, die direkt oder indirekt mit der Bundeswehr zusammen hängen? 140 000 Soldaten, die sich dann etwas anderes suchen müssten. Würden Standorte geschlossen, wären auch ungezählte zivile Angestellte der Bundeswehr betroffen. Wo sollen die dann so schnell eine neue Stelle bekommen? Die Bundeswehr benötigt Kleidung, Lebensmittel, Fahrzeuge und viele Güter mehr, die von zivilen Zulieferfirmen kommen. Weniger Soldaten = weiniger benötigte Güter = weniger Arbeitsplätze bei den zivilen Zulieferfirmen.

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an den Truppenabzug der Amerikaner, Franzosen und Engländer. Auch davon waren deutsche Arbeitsplätze betroffen. Wollen wir tatsächlich eine Wiederholung mit unserer eigenen Armee?

Wenn die Grünen schon eine ihrer Ideen durchsetzen wollen, dann doch bitte das Tempolimit. Würde es endlich gelingen, die hirnlose Raserei auf Deutschlands Straßen einzuschränken, gäbe es weniger Tote und Verletzte im Straßenverkehr. DAS würde ich einen erstrebenswerten Fortschritt nennen! Und gepfefferte Geldbußen für die, die es gar nicht kapieren, würden der Staatskasse zugute kommen. Oder ist hier die ironische Bemerkung erlaubt, dass Unfallchirurgen und Beerdigungsunternehmer auch gerne ihren Job behalten wollen?

Mehr sage ich dazu nicht. Macht euch eure eigenen Gedanken!

Mein Brief an Karl Wernersen

Nach der Lektüre Ihres Briefes habe ich mich ernsthaft gefragt, ob es überhaupt Sinn macht, jemanden, der so schlecht informiert und gar beleidigend ist, eines Besseren belehren zu wollen. Aber manche Dinge dürfen so nicht im Raum stehen bleiben.

Vielleicht ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, dass die von Ihnen als „Killer“ verschrienen Soldaten der Bundeswehr unermüdliche Helfer bei diversen Hochwasserkatastrophen (siehe Odereinsatz) waren.

Wahrscheinlich haben Sie ebenfalls nicht mitbekommen, dass beim ICE-Unglück in Eschede Sanitäter der Bundeswehr mit die ersten Helfer vor Ort waren.

Und neuerdings, wo Leute, welche die Bezeichnung „Mörder“ tatsächlich verdienen, Anschläge auf Bahngleise (und somit Menschenleben) machen; wer überwacht mit Flugzeugen die Bahnstrecken? Die Bundeswehr!

Sieht so etwa die Handlungsweise von Mördern aus?

Falls es Sie stört, dass die Bundeswehr an Auslandseinsätzen beteiligt ist, sollten Sie bedenken, dass es sich hierbei NICHT um Kampfeinsätze handelt!

Unsere Bundeswehr tötet nicht! Sie hilft und rettet! Doch das leider nur zu oft, ohne dass es gebührend gewürdigt wird.

Mit dem gleichen Recht, mit dem Sie Soldaten als Mörder beschimpfen, könnte ich sagen: Die Leute Ihrer gepriesenen Autoindustrie, die Autos entwickeln und verkaufen, welche wesentlich schneller als 130 – 160 KmH sind; ebenso die Leute, welche solche Autos immer und überall bis zum Limit ausfahren, sind Mörder. Ich kenne „Autofahrer“, ständig Bleifuss, die, würden sie ein Kind überfahren, noch die Eltern wegen der Beule im Auto verklagen würden. Sollen das keine Mörder sein?

Sind Sie wirklich so naiv zu glauben, dass die Deutschen auf ihr „heiliges Blechle“ verzichten würden, bloß weil sie nicht mehr wie die Blöden aufs Gas treten dürfen? Dann sehen Sie sich doch mal in den USA um. Die haben strenges Tempolimit. Fahren die Amerikaner deshalb weniger Auto?

Es ist ja so leicht, sich auf seriöse (??) Marktbeobachter und Fachleute oder Zitate zu berufen! Tun meist die Leute, denen selbst die guten Argumente ausgegangen sind!!!

Fast würde es mich interessieren, wie PS-stark Ihr Auto ist und wie weit Sie üblicher Weise die erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschreiten. Habe ich Ihnen da vielleicht persönlich auf den Schwanz getreten?

Bezüglich der Arbeitsplätze bei der Automobilindustrie haben Sie anscheinend darüber hinweg gelesen, dass ich in meinem Lesebrief erwähnte, dass die Bundeswehr nicht zuletzt Fahrzeuge von zivilen Zulieferern bezieht. Und das in beträchtlicher Menge!

Sympathisieren Sie mit den Grünen? Wie wäre es dann, wenn man ein wirklich umweltfreundliches Auto in Serie produzieren würde? Mit Wasserstoffmotor?

Man könnte intelligente „mitdenkende“ Autos bauen, die z. B. automatisch die Geschwindigkeit regeln und Tempolimits selbständig einhalten. Mit ein bisschen gutem Willen könnte gerade auf dem Automobilsektor so viel passieren, was Ihre 1 Mio. Arbeitsplätze erhält und wahrscheinlich neue dazu schaffen würde.

Nur braucht man dazu eben keine unqualifizierten Meckerer sondern Macher! Legen Sie doch mal los!

P.S.: Ist es nicht letztlich die jeweilige Regierung, die ihre Soldaten vor die Wahl stellt, entweder selbst zu töten oder als Vaterlandsverräter hingerichtet zu werden? Wären Sie Manns genug, sich dann freiwillig für Ihr eigenes Todesurteil zu entscheiden?

Lernen Sie denken, Mann! Nicht nachplappern! Sonst sind Sie nur ein Mitläufer und auf dem besten Wege, das zu werden, was Sie verpönen. Ein Mörder!